Historischen Gebäuden egal welcher Art und Höhe zu frischem Glanz zu verhelfen, ist eine Spezialität der Scherrer Metec AG, weshalb sie die örtliche Kirchgemeinde auch mit den Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten, insbesondere der Kirchturmeindeckung betraute. Dabei ersetzt man nicht einfach altes gegen neues Material. Obwohl bei der Ausschreibung auch diese kostengünstigere Lösung zur Debatte stand, entschieden Experten der Denkmalpflege und der Architekt Paul Kern, so weit wie möglich bestehende Bleche wiederzuverwenden – und damit auch ihre über die Jahre durch Oxidation entstandene typische Patinierung zu erhalten. Dabei verliessen sich die Verantwortlichen auf die Beratung und Expertise von Scherrer Metec.
«Um ein solches Vorhaben ohne funktionale Abstriche durchzuführen, braucht es über Jahre aufgebaute Fachkenntnisse, aber auch Leidenschaft für die Erhaltung von geschichtsträchtigen Bauwerken», betont Andreas Meier, Projektverantwortlicher für die Sanierungsarbeiten. Die Kirche sollte visuell und materiell ihre Authentizität behalten. Gerade im Altbau basieren im Spenglerhandwerk zahlreiche Kniffe auf überliefertem Wissen. Viele Arbeitstechniken sind in keinem Handbuch zu finden, weshalb Kunstspengler ihr Know-how traditionell an die nächste Generation weitergeben – so auch beim Züricher Traditionsunternehmen mit 123-jähriger Geschichte.

Im 2018 rundum saniert: Die reformierte Kirche von Hombrechtikon ist gerüstet für kommende Jahrhunderte.


Genügend Blechstärke, ungenügende Überdeckung
Mit der Vorgabe, materialerhaltend zu sanieren, erfassten Meier und Kern zunächst den Blechbestand und prüften ihn auf seine Tauglichkeit. Hierfür liessen sie sich mit der Hebebühne zum Turmhelm hieven, um mit dem Mikrometer die Kupferschindeln zu messen. Erfreulicherweise lag die Blechstärke noch immer bei 0,67 mm, was für den Wiedereinsatz ausreichte. Die Abtragung an den ursprünglich wohl 0.7 mm dicken Schindeln war trotz ihres Alters von gegen 120 Jahren recht gering.
Aber es gab einen Wehrmutstropfen: «Wir stellten fest, dass die Schindeln zu wenig Überdeckung hatten», so Meier. Vom Regen hatte es Wasser nach hinten ins Holz gezogen, was zu Schäden an der Unterkonstruktion führte. Der Holzbauer musste darauf die gesamte Schalung und den Dachunterbau neu erstellen.
Die zu kurzen Schindeln korrigierten die Spengler mit einer technischen Aufrüstung, die zwar aufwändig war, aber ihren Zweck der ausreichenden Überdeckung erfüllte. Zuerst wurden sämtliche Schindeln vom Turmdach demontiert und systematisch beschriftet, um sie nach der Aufrüstung an ihrem ursprünglichen Platz wieder positionieren zu können. Darauf entfernten die Spengler durch Blankschleifen jede Schindel am Ende von einigen Zentimetern Patina, um darauf durch Nieten und Verlöten einen Streifen kupferverzinntes Verlängerungsband befestigten zu können.
Wie so oft zeigte sich der Teufel im Detail: Für die Stabilität waren die Schindeln mit einer Nut versehen worden. Diese musste nun auch das angesetzte Band aufweisen. Die Metallbauer von Scherrer Metec stellten dafür eigens ein Werkzeug her, mit dem sich die Nut nachformen liess.
Die aufgerüsteten Schindeln verhindern, dass aufsteigendes Wasser ins Holz eindringt. Erneuert und aufgerüstet dürfte das Turmdach so die nächsten 60-70 Jahre wieder zuverlässig Sicherheit vor Wind und Wetter garantieren.
Neues Blech «ehrlich» zeigen
Wie die Analyse ergab, sollten sich nicht alle Komponenten für die Wiederverwendung eignen. Wasserführende Bleche im Dachkehlenbereich etwa wurden wegen ihrer starken Beanspruchung mit vorpatinierten Kupferblechen neu erstellt. «Das sind sehr heikle Zonen», erklärt Andreas Meier. «Dort sammelt sich das gesamte abfliessende Wasser. Hier müssen wir Dichtigkeit und Langlebigkeit garantieren.»
Die Entscheidung «alt» oder «neu» wurde während der Sanierung in enger Zusammenarbeit mit dem Architekten und der kantonalen Denkmalpflege getroffen. Ortbleche an neuralgischen Positionen ersetzten die Spengler komplett. Sie waren technisch nicht mehr zu verwenden und ihre Nachrüstung wäre nicht sinnvoll gewesen. Neue Komponenten werden dann aber auch «ehrlich» am Dach gezeigt, also nicht durch Bearbeitung künstlich gealtert. Meier erklärt, dass Kupfermetalle in zwei, drei Jahren nachdunkeln und mit der entstehenden Patina rasch im Gesamtbild verschwinden. Genauso verhält es sich mit zusätzlichen neuen Belüftungshauben auf dem Dach, die zur Optimierung der Luftzirkulation ergänzt wurden.
Installiert Scherrer Metec neues Metall, wird immer ein Augenmerk auf den Gesamteindruck gelegt: So deckte man bei anderen Kirchen eine Turmseite vollständig frisch ein, während bei einer anderen die alten Materialien wieder eingesetzt werden konnten. Bei der Kirche in Hombrechtikon erwies sich dieses Vorgehen bei bestimmten Gratblechen als nötig – allein schon, weil nicht mehr alle Elemente vorhanden waren.

Vorpatinierte Kupferbleche in von Wasser stark beanspruchten Kehlbereichen wurden neu hergestellt.


Einschlusslöcher und eine Zeitkapsel
Nebst dem Spitzturmhelm mit seinen vier geschweiften Wimpergen, sanierte Scherrer Metec auch Turmkugel, Wetterhahn und Wasserspeier sowie die Uhrzeiger der Turmuhr und die Sonnenuhr. Dabei förderten die Spengler Kuriositäten und zeitgeschichtliche Utensilien zutage. Kurios die Einschusslöcher an Wetterhahn, Turmuhrzeiger, Zifferblatt und Turmkugel. Gerüchten zufolge hatten Schützen vom nahegelegenen Gasthaus, wo sie zuweilen feuchtfröhlich feierten, ihre Waffen abgefeuert. Als kleine Sensation gilt die Zeitkapsel, die in der alten Turmkugel entdeckt wurde. Die Kupferbüchse stammt aus dem Jahr 1959 und enthielt Zeitzeugnisse aus dem Jahr, als man die Kirche letztmals saniert hatte.
Zum Abschluss der Wiederherstellungsarbeiten spenglerte ein Scherrer-Metec-Lernender eine zweite, identische Zeitkapsel. Darin eingebettet Erinnerungsstücke von heute. Gut möglich, dass sein Enkel in vielleicht 70 Jahren erneut an einer Sanierung des Hombrechtiker Gotteshauses beteiligt sein wird.